Der Wert des Weins oder was ist eine gute Preis-Leistung?
Die Frage nach dem Wert des Weins ist eine höchst spannende. Wieso kosten gewisse Bordeaux über CHF 1000, andere Top-Weine liegen bei weniger als CHF 40 und gewisse Weine sind bereits unter CHF 10 erhältlich? Die Antwort auf diese Frage ist komplex, es lohnt sich aber, sich einige Gedanken darüber zu machen. Viele Faktoren werden von verschiedenen Menschen jedoch auch verschieden bewertet. Trotzdem gibt es einige Wahrheiten, die ich im Folgenden in drei Teilen aufführen möchte:
1.) Was kostet die Herstellung?
Die wohl realistischste Grösse für den Wert eines Weins. Es gibt die effektiven Produktionskosten wie Mitarbeiter, Infrastruktur, Flaschen, Etiketten, önologische Beratung, Abgaben, usw, die von Land zu Land unterschiedlich sind. Jedoch gibt es auch weiche Faktoren, die für den Konsumenten schwierig einzusehen sind. Wie naturnah/aufwändig arbeitet der Winzer? Wie gross sind die Ernteerträge? Wird der Wein in Barriques ausgebaut? Zwei Faktoren, die regional die grössten Unterschiede ausmachen, sind sicher die Lohnkosten und der Wert der Weinparzellen.
Nur - wen interessieren diese beiden Begebenheiten? Im Glas tragen sie nicht zu Qualitätsunterschieden bei. Auch die Wetterbedingungen der Region sind nicht zu vernachlässigen. Dies macht die Rebenpflege viel einfacher oder viel schwieriger, auch bestimmt die Witterung zu einem grossen Teil den Einsatz von Spritzmitteln. Es können Gedanken wie Patriotismus oder auch ethische Ideen hinter dem Kaufentscheid stecken, aber mit dem Wert des effektiven Weines haben die Lohn- und Parzellenkosten wenig zu tun. So hart wie das klingen mag, aber ein Wein, dessen reiner Herstellwert den Betrag von CHF 30 übersteigt, ist nicht einfach zu finden.
2.) Wertsteigerung durch grosse Nachfrage
Dies ist wohl die wichtigste Grösse in der Gesamtheit der Weinpreise. Jede Region versucht ihre Weine rar zu machen, damit diese teurer werden. Sieger in der Vergangenheit waren sicher Bordeaux, Burgund, Toskana, Valpolicella und die Champagne. (Diese Auflistung ist nicht vollständig) Weine aus diesen Regionen sind generell teurer als Weine aus anderen, unbekannteren Region. Bei genauerem Hinschauen muss man jedoch eingestehen, dass diese Regionen das hohe Renommée durchaus einmal verdient hatten, nur - ob der Glanz heute noch so gross ist, ist dem Konsumenten überlassen. In den meisten Fällen gehörten die Weine dieser bekannten Regionen einmal zu den besten der Welt, allerdings führt eine solche Tatsache dazu, dass andere Regionen aufholen, überholen und die altbekannten Regionen nur noch teuer und nicht mehr wirklich interessant sind. Mich selbst als Weineinkäufer interessieren die alten, bereits zu teuren Regionen nicht sehr. (Nur als Benchmark, zum Vergleich anderer Regionen). Was mich interessiert, sind aufstrebende Regionen, die dabei sind, höchste Qualitäten zu genialen Preisen zu produzieren und somit als echte Entdeckungen gelten. Das Languedoc-Roussillon ist mit Sicherheit eines der Gebiete mit dem grössten Potenzial in den Bereichen naturnah, höchste Qualität und tiefe Preise.
Nächste Woche erwartet euch folgendes: Was macht das Prestige aus? Billige Industrieweine, sind sie das Gegenteil von Prestige-Weinen?
Bis Bald!