Gerne fahre ich mit unserer Serie über den Wert von Weinen weiter. Letzte Woche habe ich mich auf die Produktion und die Wertsteigerung durch grosse Nachfrage konzentriert. Heute gehe ich auf zwei weitere wichtige Aspekte ein:
3.) Was macht das Prestige aus?
Dieser Part ist wohl der Dekadenteste all dieser Punkte. Weine, die einmal eine sehr hohe Bewertung verdient haben und deren Hersteller eine Marketingmaschinerie auf Hochtouren betreiben, erreichen einen hohen Bekanntheitsgrad, was die Nachfrage verstärkt. Meistens handelt es sich um Weine, die ihren Höhepunkt vor mehr als 10 Jahren hatten. (Es dauert, bis der Bekanntheitsgrad grosse Teile der Welt durchdringt) Die Trinker dieser Weine bleiben jedoch häufig auf dem gleichen Niveau. Ihr Know-How ist alt und ihre Selbstsicherheit im Weintrinken sehr begrenzt, sonst würden sie sich mehr getrauen und nicht immer dieselben, verbrauchten und langweilig gewordenen Labels trinken. Von Produzentenseite aus können diese Weine eigentlich fast unmöglich von höchster Qualität sein, werden doch in den meisten Fällen sehr viele Flaschen hergestellt. Somit wird die Herstellung sehr preiswert und die Marge für den Hersteller umso attraktiver, die Weine werden jedoch, je länger diese Bekanntheit anhält, immer mehr zu industrialisierten Produkten. Des Weiteren wird die Qualität zwangsläufig abnehmen, da die Quantitäten regelmässig ausgebaut und die Qualitäten immer mehr vernachlässig werden. Nur, wer merkts? Das dauert…
Allerdings offenbart der Besteller dieser Weine im Restaurant vielfach sein Nichtwissen und die Unfähigkeit, seinem eigenen Geschmack zu vertrauen. Mit grosser Sicherheit haben Weine mit hohem Prestige ein sehr schlechtes Preis-Leistungsverhältnis.
4.) Billige Industrieweine, sind sie das Gegenteil von Prestige-Weinen?
Den Gegenpol zu den oben beschriebenen Prestigeweinen bildet die Gruppe der «Industrieweine». Wer nun glaubt, dass diese in der Schweiz selten zu finden sind, irrt gewaltig. Einigen Statistiken zufolge handelt es sich bei mehr als der Hälfte der in der Schweiz konsumierten Weine um billige Industrieweine, die meistens auch noch aromatisiert und gezuckert sind. Weine, die unter CHF 10 kosten, können nicht von hoher Qualität sein, ausser einer in der Lieferkette leidet richtig. Denn für unter CHF 10 ist eine seriöse Arbeit mit dem zum Überleben notwendigen Gewinn der einzelnen Marktteilnehmer nicht möglich. Es kann sein, dass es Liquidationsposten gibt, Winzer, die in finanzieller Not stecken, die Weine zu solchen Preisen abgeben. Langfristig ist dies jedoch nicht möglich. Vielmehr ist das, was sie in den Grossverteilern zu so günstigen Preisen kaufen, häufig fast nicht als Wein zu bezeichnen. Die Verwandtschaft zu den Weinen, mit denen wir arbeiten, liegt darin, dass man davon ausgeht, dass es in beiden Produkten vergorenen Traubensaft hat. Zu einem gewissen Prozentsatz mag das auch stimmen... Kaufen Sie Ihrer Gesundheit Zuliebe keine Genussgetränke aus der Grossindustrie. Was kann ein Wein für Freude bereiten, der zu 500'000'000 Flaschen pro Jahr hergestellt wird? Wie gesund kann sowas sein? Ein Wein unterstreicht doch immer einen schönen Moment, ein gutes Gespräch oder ein feines Essen. Lohnt es sich da wirklich, ein industriell hergestelltes Produkt ohne Geschichte und Emotionen zu kaufen? Wieviel sparen Sie da wirklich ein?
Andererseits gibt es auch viele Marketingprodukte, die billigsten Wein enthalten und teuer verkauft werden. Die Traubensorte Primitivo ist da besonders gefährdet. Es gibt aber auch viele andere Marketingprodukte, von denen man am besten die Hände lässt.
Nächste Woche präsentiere ich euch mit meinem Fazit sowie einigen Tipps zu super Weinen, die durch ihre Qualität-Preis-Leistung unschlagbar sind.
Bis Bald!